Dass dies in den rund zehn Wochen der Ausstellung gelungen ist, ...
... zeigte Tobias Brockmann, kaufmännischer Direktor der LWL-Einrichtungen im Kreist Soest, in seinen Begrüßungsworten zur Finissage auf und resümierte: 15 Kunstwerke standen von September bis November auf dem Gelände der LWL-Einrichtungen in Warstein, ergänzt durch eine Vortragsreihe, die jeweils ein Portrait einer „furchtlosen Frau“ in den Mittelpunkt rückte und angelehnt an deren Lebensgeschichte gesellschaftsrelevante Themen aufgriff. Dass die Veranstalter damit einen Nerv getroffen hatten, habe die rege Resonanz gezeigt: Der Vortragsraum im LWL-Café im Park war jeden Sonntag wortwörtlich bis auf den letzten Platz besetzt, dreimal musste die Veranstaltung aufgrund des starken Interesses sogar in größere Räume verlegt werden. „Als besonders wertvoll wurde dabei die anschließende Möglichkeit zur Diskussion als auch die persönliche Anwesenheit des Künstlers wahrgenommen“, fasste Brockmann zusammen. „Es entstanden Gespräche und Austausch über aktuelle gesellschaftliche Themen untereinander, die so sicher nicht ohne den Anstoß der Ausstellung stattgefunden hätten.“ Auch der Bürgermeister der Stadt Warstein, Dr. Thomas Schöne, zeigte sich begeistert und betonte: „Die Ausstellung hat „die Stadt in der Stadt“ – also das LWL-Gelände innerhalb der Stadt Warstein – geöffnet. Dass ist eine gute Sache, die wir weiter vorantreiben wollen. Vor allem, wenn die Zusammenarbeit so angenehm verläuft, wie es in diesem Projektteam der Fall war.“
Für ein besonderes Ende der Ausstellung sorgte der letzte Vortrag in der Portraitreihe über das Leben von Emilie Schindler, gehalten von Professor Erika Rosenberg-Band. Die Historikerin ist die Tochter geflüchteter Juden, die Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus glücklicherweise verlassen konnten – den Holocaust in ihrem neuen Zuhause Argentinien jedoch niemals thematisierten. Ein Umstand, der dafür sorgte, dass die junge Erika Band neugierig wurde auf ihre Vergangenheit, entschied, Geschichte zu studieren, und sich mit den Erlebnissen von geflüchteten Juden in Südamerika zu befassen. Und genauso traf sie eines Tages auf Emilie Schindler: Im Zuge ihrer Recherchen wurde ihr von Emilie und Oskar Schindlers mutigen Taten berichtet, durch die sie mindestens 1.200 Menschen vor dem sicheren Tod gerettet hatten. Sie machte sich daraufhin auf die Suche nach Emilie, die ebenfalls in Argentinien lebte – und fand nicht nur eine Freundschaft fürs Leben, sondern eine „Omi“, wie sie erzählte: „Ich bin durch einen Zufall im Jahr 1990 vor der Tür von Emilie gestanden und jetzt bin ich die Erbin ihrer Geschichte und sorge dafür, dass die Geschichte dieser unbesungenen Heldin ihren Weg in die Welt findet.“ Warum unbesungen? Das berichtete Prof. Erika Rosenberg-Band in den folgenden sechzig Minuten beeindruckend und vor allem nachdrücklich. Denn es war nicht allein ihr Mann Oskar, der sein Leben immer wieder riskierte, um Menschen im damals von den Deutschen besetzten Polen zu retten. Auch wenn u. a. der bekannte Spielfilm „Schindlers Liste“ genau dieses Narrativ vermitteln wollte. Sie waren es gemeinsam, und Emilie zeigte unglaubliche Courage, in dem sie dafür sorgte, dass alle Arbeitenden der Firma ausreichend Essen bekamen, nachts durch die Stadt fuhr, um zu helfen oder sogar vollkommen selbstständig ein Lazarett für mehr als 200 Menschen einrichtete und unterhielt.
Ein Vortrag, der nachdenklich stimmte – aber vor allem auch dazu aufrief, aktiv zu werden und das Erinnern hochzuhalten: „Emilie Schindler war eine starke, mutige und in ihrer Menschlichkeit tief beeindruckende, aber unbeachtete Frau. Ich bin das Sprachrohr ihrer Geschichte – und damit auch der Geschichte vieler Menschen, die dank ihr überlebt haben.“ Rosenberg-Band zeigte sich darüber hinaus tief beeindruckt von der Ausstellung und den Bildern des Künstlers und hob auch die Wichtigkeit der vorangegangenen Gedenkfeier für die Opfer der Euthanasie hervor, an der sie teilgenommen hatte. Umrahmt wurde ihr Vortrag von einer musikalischen Begleitung von Olga Yermakova – einer jungen ukrainischen Künstlerin, die passend zum Thema u.a. die Titelmusik des Films „Schindlers Liste“ auf dem Piano spielte.